Thomas Kilpper im Dezember 2016:

Seit 2007 arbeite ich künstlerisch an der Thematik Flucht & Migration nach Europa. Anlass mich intensiver mit der Materie auseinanderzusetzen, war eine Einladung zu einer Einzelausstellung in Italien aus dem Jahr 2007, die dann 2008 in Reggio Emilia realisiert wurde. Für diese Ausstellung entwickelte ich mein Projekt Ein Leuchtturm für Lampedusa!, das bisher mehrfach als ‚Modell-Skizze’ aber noch nicht vollumfänglich realisiert wurde: ich beabsichtige auf der südlichsten italienischen Insel einen Leuchtturm zu errichten, der zum Einen weithin sichtbar Orientierung zu geben vermag – wo also das rettende Land ist – und der in seinem Erdgeschoß ein Kulturzentrum für die auf Lampedusa lebenden Menschen beherbergen wird. Ein Ort des Austauschs und des voneinander Lernens soll hier entstehen, der gleichzeitig ein symbolisches ‚Willkommens- Zeichen’ aussendet: Das Projekt fordert einen grundlegenden Wandel hin zu einem humanitären Umgang in der europäischen Flüchtlingspolitik. Die Realisierung würde beispielhaft signalisieren: Lampedusa versteckt sich nicht und versucht, die Herausforderungen der Migration selbstbewusst anzugehen.

Für die Ausstellung Luther und die Avantgarde in der Karlskirche Kassel wandle ich den Kirchturm zu einem Leuchtturm um. ich verkleide dafür den Turm mit Material von Flüchtlingsbooten, die in Sizilien strandeten. ich verwebe in Streifen geschnittene ehemalige Schlauchboote in verzinkte Baustahl-Matten. Zusätzlich sind die kurzen Texte „Melilla, Lampedusa, Lesbos is here“ und „legal escape routes to Europe“ auf vergleichbares Material gedruckt und in derselben Art eingeflochten. Die Lampe des Leuchtturms besteht aus einem ca. 60-75 cm hohen leuchtenden und blinkenden Fries auf der gesamten Breite der vier Seiten des Turms. Die Lampe ist so hell, dass ihr Leuchten auch tagsüber sichtbar ist. Ich hoffe sehr, dass es uns gelingt, einen Leuchtturm ‚für uns’ zu errichten und würde mich freuen, damit zu einer lebendigen Diskussion um zentrale Fragen unserer gesellschaftlichen Verfasstheit – wie Flucht, Menschenrechte oder internationale Solidarität, beizutragen.