Als die Menschen sesshaft wurden, begann die Domestizierung von Pflanzen und Tieren. Im Rahmen von Subsistenzwirtschaften entstanden die ersten Gärten, Felder und Stallungen. Jene, die stark und mutig, aber auch skrupellos genug waren, Ernten und Erträge mit Gewalt an sich zu reißen, wurden zu Herrschenden. Sie betrieben schon bald nicht mehr selbst Ackerbau oder Viehzucht, sondern nahmen sich von dem, was die anderen produzierten. Ihre eigenen Gärten mussten niemanden mehr ernähren. Sie wurden zu Parks. Zum Abbild ihrer Macht. Und zum Abbild der von ihnen etablierten Ordnungen. Orte des Jagens und Spielens entstanden. In diesen, den Herrschenden vorbehaltenen Landschaften, blieben sie von den Auswirkungen der Industrialisierung verschont, fern der entstehenden Großstädte und »ohne Sorge« (franz. »sans souci«). In den Parks entstanden Schmuckbauernhöfe und Marie-Antoinette ließ ein ganzes Spieldorf im Park von Versailles errichten. Mit einer Schaufel aus purem Silber und Eimerchen aus kunstvoll verzierter Keramik übte sie sich dort im einfachen Leben. Als die einfachen Leute den Kuchen satthatten, öffneten sich die Parks um des Friedens willen auch für sie. Schon bald wurden öffentliche Anlagen zu einer Typologie, mit der einerseits die Erholung und andererseits die Disziplinierung der Arbeitenden sichergestellt werden konnte. Als sie jedoch mit Nachdruck begannen, sich zu emanzipieren, besetzten sie die Parkflächen als eigene Frei- und Ausdrucksräume ihrer Kulturen. Euphorische Momente fanden in erneuten, drastischen Disziplinarmaßnahmen ihr Ende. Zu ordnen blieb das Prinzip der Parks. Neue Paradigmen hießen: Wohnen, Arbeiten, Freizeit, Verkehr. Dazwischen und drumherum: Parks. Wohnparks, Freizeitparks, Gewerbeparks, Büroparks. Parkhäuser. Stadt. Land. Beschleunigung. Mit den großen Krisen, insbesondere der Krise des Urbanen, wurden die Parks zu Kampfplätzen. Am 1. Mai 1989 forderte Donald Trump in einer ganzseitigen Anzeige der »New York Times«: »Bring back the death penalty. Bring back our police!« Dreizehn Jahre später stellt sich die Unschuld der sogenannten »Central Park Five«, denen dieser Aufruf galt, heraus. Nach einem halben Leben in Haft kommen sie wieder auf freien Fuß. Fukuyamas »End of History and the Last Man« ist da selbst schon wieder Geschichte. Es bleiben Negationen: Arbeit – keine Arbeit; Wohnen – nicht Wohnen; Freizeit – keine Freizeit; Verkehr – kein Verkehr. Krise. Crisis. Kriza. Die Erkenntnis, dass es nichts Natürliches mehr auf diesem Planeten gibt, dass auch der letzte Winkel der Erde von menschlichem Handeln bestimmt wird, kommt zu spät. Das Anthropozän führt direkt zu Blackouts. Selbst Quantencomputer können heute nicht mit Sicherheit sagen, was dann passiert ist. Überhaupt geben sie kaum Antwort. Glitch, Glitch und nochmals Glitch. Die Zukunft versteckt in einem elektronischen Kaffeesatz. Die Rechner machen keinen Unterschied: Hominibus; Animalia; Fungi; Virae; Plantae; Chromista; Protozoe; Bacteria. Parks. Keine Parks. Der konstruierte Unterschied von Stadt und Land wurde in der Vergangenheit zurückgelassen. Menschen haben entschieden, sich in Humanhabitate (HH) zurückzuziehen, ihre Ernährung mit den unmittelbar angeschlossenen Farmlands (FL) zu sichern und über das Infrastrukturnetz (IN) nur das Nötigste zu importieren. Es wird wieder gereist und nicht gejettet. Die Welt ist auf Orte und Wege zusammengeschrumpft. Was dazwischen liegt, beobachtendie Menschen nur aus der Ferne. Es gibt keine Parks mehr. Die Habitate bieten öffentlichen, kommunen Raum, der auch ohne Reservate die Qualitäten bietet, die früher den Parks zugeschrieben wurden. Um die Habitate herum wurden einst Bufferzones eingerichtet, um zwischen Menschen und dem restlichen den Planeten bewohnenden Leben wieder den nötigen Abstand zu schaffen. Hier zersetzten sich Schritt für Schritt jene romantischen Vorstellungen, die die Menschen sich über fast zweieinhalb Jahrtausende von einer domestizierten und dennoch als kosmischer Wahrheit verehrten Natur gemacht haben. Im Angesicht der Ruinen dieser Vorstellungen, der Ruinen der Arbeitswelten von einst, der sich daraus entwickelnden Kulturen und der ersten robotischen Maschinen, die den Beginn der Befreiung von der Lohnarbeit und damit der alten Herrschaft einläuteten, entwickelten sich andere, dritte, hybride Räume. Kitsch-Glitch: Hier begegnen die Menschen nun sich selbst. Individuell. Kommun. Einig und gespalten. Diskutierend und wortlos. Hier begegnen sie Animalia; Fungi; Virae; Plantae; Chromista; Protozoe; Bacteria. Und dem Glitch. Hier machen Dinge plötzlich Sinn. Anderes wirkt wie bloßer Unsinn. Hier ist nicht das Ende der Welt. Sondern der Anfang von etwas Neuem.
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