- Typologie
- Community
- Projekt
- Sagfjordbotn 008
- Jahr
- 2017
- Ort
- Sørfold, Nordland (Fylke), Norge
- Schrittweiser DIY-Um-, Aus- und Erweiterungsbau eines ehemaligen Gehöfts an einem norwegischen Fjord, nördlich des Polarkreises.
- team c/o now
- Tobias Hönig, Andrijana Ivanda, Markus Rampl, Paul Reinhardt
- Tragwerk
- Andreas Schulz (Pichler Ingenieure Berlin)
- 008
Abb.___© c/o now
- 008
Abb.___Obwohl die Konstruktion aus Holzlatten im rechten Bildausschnitt von Studierenden einer Kunstklasse gebaut wurde, handelt es sich dabei nicht um ein Kunstwerk im Sinne der originalen semantischen Bedeutung. Sie wurde erbaut um die Elche fernzuhalten.
© c/o now
- 008
Abb.___Photography: Sanna Albenius
- 008
Abb.___© c/o now
- 008
Abb.___Photography: Sanna Albenius
- 008
Abb.___Nach dem Entfernen der inneren Trennwände und dem Einbau einer größeren Fensteröffnung in Richtung des Fjords erscheint das Haupthaus großzügig und bietet einen grandiosen Blick auf den Husbyviktinden.
© c/o now
- 008
Abb.___Photography: Sanna Albenius
- 008
Abb.___Richtfest.
© c/o now
- 008
Abb.___Alle Baustoffe müssen behutsam auf ein Floß verladen über eine Distanz von etwa 40 Kilometern verschifft werden.
© c/o now
- 008
Abb.___Da alle Baustoffe über eine Distanz von etwa 40 Kilometer verschifft werden müssen, wird die Material-Liste noch wichtiger als sie es ohnehin schon ist. Am Sagfjordbotn fährt man nicht mal eben schnell beim Baustoffhändler des Vertrauens vorbei um zu kaufen, was man vorher vergessen hat.
© c/o now
- 008
Abb.___Zeichnung aus der Aufbauanleitung.
© c/o now
- 008
Abb.___© c/o now
- 008
Abb.___Frage: Was wollt Ihr haben?
Antwort: Ein Badezimmer, eine Sauna und eine Badewanne mit Ausblick.
© c/o now
- 008
Abb.___Modell der Hofbauten und der Erweiterung.
© c/o now
- 008
Abb.___#sourceofinspiration: Charlotte Perriand & Pierre Jeanneret - "Tonneau refuge"
© www.pinterest.de
- 008
Abb.___#sourceofinspiration: jede Polarstation
© www.pinterest.de
- 008
Abb.___Die Menschen am Sagfjordbotn würden ohne das Prinzip des Teilens nicht auskommen können. Deshalb sind die Allmenden (Gemeingüter) auch ein weit verbreitetes und selbstverständliches Konzept, das auch allerart Maschinen bereit stellt, die hilfreich sind, wenn man etwas bauen möchte.
© c/o now
- 008
Abb.___Berlin - Sagfjordbotn ist in etwa eine Tagesreise. Von Berlin nach Oslo mit dem Flugfzeug, von Oslo nach Bodø mit dem Flugzeug, von Bodø nach Festvåg mit dem Bus, von Festvåg nach Kjerringøy auf der Fähre, von Kjerringøy nach Tårnvika mit dem Bus, von Tårnvika nach Sagfjordbotn mit dem Boot. Auf den Bus zu warten kann unter Umständen sehr, sehr aufregend sein.
© c/o now
- 008
Abb.___Toilette & Bad im Bestand.
© c/o now
- 008
Abb.___Sagfjordbotn & Husbyviktinden.
© c/o now
- 008
Abb.___Historische Aufnahme des Hofes wie dort vorgefunden.
© c/o now
Der Sagfjord ist ein Fjordarm im Gebiet der nördlich des Polarkreises gelegenen Gemeinde Sørfold (1.600 km2 Land, rund 2.000 Bewohner*innen) in der norwegischen Provinz Nordland. Der innere Teil des Fjords wird Sagfjordbotn genannt. Hier liegt oberhalb des Weilers Nattmålsodden einer von vielen verlassenen Höfen: Ein kleines Wohnhaus, ein halb zum Wohnen ausgebauter Schuppen, ein Stall mit Werkstatt und etwas abseits ein Utedass (Plumpsklo). Das Wohnhaus soll künftig als Ferienhaus genutzt werden, die restlichen Gebäude Schritt für Schritt angegangen werden, um während Workshops und Seminarwochen mehrere Schlaf- und Atelierplätze für die Kunststudierenden der Bauherren bieten zu können. Der Hof ist nicht mit Autos oder LKWs erreichbar. Jegliches Baumaterial muss je nach Größe entweder mit Booten oder selbstgebauten Flossen herbeigebracht werden.
c/o now schlugen vor alle Renovierungs- und Ausbauarbeiten auf ein Minimum zu beschränken. Die räumliche Konfiguration des Wohnhauses wurde lediglich durch den Abbruch der Holzwand zwischen Stube und Küche verändert. Eine über den Fjord direkt auf den markanten Gipfel des Husbyviktinden ausgerichtete Fensteröffnung wurde vergrößert und eine doppelflügelige Terrassentür aus dem Baumarkt eingesetzt. Die nächste Niederlassung der schwedischen Baumarktkette ‚Biltema‘ liegt etwa 40 Kilometer Luftlinie entfernt, dazwischen liegt die Landstraße von Fauske nach Røsvik, von wo dann wie gesagt jedes Brett und jede Schraube verschifft werden müssen. Für alle Baumaßnahmen, die von den Bauherren zusammen mit befreundeten Handwerker*innen und Studierenden durchgeführt wurden, hat c/o now Bauzeichnungen im IKEA-Stil angefertigt, die einerseits alle Handlungsschritte detailliert erklären, andererseits penibel genau jedes Brett und jede Schraube in Beschaffenheit und Stückzahl genau definieren. Wird etwas im Baumarkt vergessen, bedeutet ‚mal eben nochmal schnell zu Biltema‘ den Verlust eines ganzen Arbeitstages.
Eine solche Planung lag auch dem neuen Bade-, Sauna- und Toilettenhaus zu Grunde, das als kleine Hommage an ‚Tonneau refuge‘ von Charlotte Perriand & Pierre Jeanneret und an den pragmatischen Scifi-Modernismus polarer Laborarchitektur gelesen werden darf. Während in den wenigen wärmeren Wochen des Jahres größeren Gruppen neben den neuen Toiletten der Nebengebäude auch Außenduschen zur Verfügung stehen und eher der Platz in der Wanne mit Blick über dem Fjord auf dem Dach der ‚Tonne‘ begehrt sein dürfte, wird das neue Bade-, Sauna- und Toilettenhaus die überwiegende Zeit des Jahres zur Gemeinschaftseinrichtung. Nicht nur dessen Planung ist vom Prinzip her mit den anderen Baumaßnahmen identisch, auch alle Baustoffe der Tonne kommen aus dem Baumarkt. Design-Entscheidungen fallen somit auch vor den Warenregalen bei Biltema: Sind Bullaugen gerade nicht auf Lager, werden die Fenster halt eckig.
Alles Schraubenzählen ist dabei aber kein Schutz vor höheren Mächten. Als die Kunststudierenden der Bauherren nach dem ersten Angriff der in der Nachbarschaft lebenden Elche auf frisch gepflanzte Baumsetzlinge und den Kräutergarten begannen auf das eingeschiffte Baumaterial zurückzugreifen um einen Schutz zu errichten, stand die Baustelle für Tage still. Was als Zaun gedacht war wuchs sich zu einer veritablen, räumlichen Arbeit aus Holzlatten aus, die zwar die Pflanzungen schütze, aber sogar die Firsthöhe des Wohnhauses überragte. Für die neue Hülle des Wohnhauses und der Tonne blieb kein Material über. Zurück in den Baumarkt!